Die Utilisierung (vom lateinischen Wort “utilis” abgeleitet, was “brauchbar” oder “nützlich” bedeutet) ist ein Konzept, das von dem amerikanischen Psychiater und Hypnotherapeuten Milton Erickson entwickelt wurde. Es beschreibt eine therapeutische Methode, bei der scheinbar unbrauchbare, belanglose oder sogar schädliche Aspekte des Erlebens und Verhaltens eines Klienten in einer neuen, nützlichen Weise verwendet werden. Diese Methode basiert auf der Annahme, dass jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit durch seine Verhaltensweisen und Erlebnisse sinnvolle Intentionen verfolgt, auch wenn diese auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind oder als belastend empfunden werden.
Ein zentrales Element der Utilisierung ist das sogenannte “Reframing”, bei dem die Bedeutung oder der Kontext eines bestimmten Verhaltens oder Erlebnisses verändert wird, um einen neuen, positiven Nutzen daraus zu ziehen. Zum Beispiel könnte ein Verhalten, das ursprünglich als hinderlich oder problematisch angesehen wurde, in einem neuen Licht betrachtet werden, sodass es als Ressource oder Stärke erkannt wird.
Diese Methode erfordert eine Haltung der Wertschätzung und des Respekts gegenüber dem Klienten. Der Therapeut geht davon aus, dass alle Verhaltensweisen und Erlebnisse des Klienten, so problematisch sie auch erscheinen mögen, einen tieferen Sinn oder eine positive Absicht haben. Durch diese wertschätzende Haltung wird der Klient ermutigt, seine eigenen Ressourcen und Fähigkeiten zu erkennen und zu nutzen, um positive Veränderungen in seinem Leben zu bewirken.
Ein Beispiel für die Anwendung der Utilisierung könnte sein, dass ein Klient, der unter starken Ängsten leidet, lernt, diese Ängste als eine Form von Sensibilität und Achtsamkeit zu betrachten, die ihm in bestimmten Situationen nützlich sein kann. Anstatt die Ängste als rein negativ zu sehen, wird der Klient ermutigt, die positiven Aspekte dieser Sensibilität zu erkennen und zu nutzen.
Insgesamt zielt die Utilisierung darauf ab, die vorhandenen Ressourcen und Potenziale des Klienten zu aktivieren und zu nutzen, um positive Veränderungen zu ermöglichen. Durch die Neugestaltung und Neubewertung von scheinbar negativen Aspekten des Erlebens und Verhaltens wird der Klient in die Lage versetzt, neue Perspektiven zu gewinnen und konstruktive Lösungen für seine Probleme zu finden.